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MAN-Fertighaus

Die feierliche Eröffnung steht vor der Tür.


Dass der Augsburger Maschinenbaukonzern MAN für Dieselmotoren und Lastkraftwagen steht, dürfte jeder wissen. Was weniger bekannt ist: Einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zählten auch Häuser aus Stahl zum Produktportfolio dieses Unternehmens.


Die Idee, einfach, schnell und preiswert typisierte Gebäude aus vorgefertigten Elementen zu errichten, reicht allgemein weit in die Vorkriegszeit zurück. Schon die Briten fertigten für ihre Kolonien Fertighäuser aus verzinktem Stahlblech. Ab den 1920er Jahren entwickelte dann auch MAN erste Konzepte zum Bau von Stahlhäusern. Ein Erfolg blieb damals jedoch aus; den Gebäuden haftete hierzulande der Makel des „Billigen“ an.


Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine große Wohnungsnot herrschte und deutsche Rüstungsunternehmen zudem gezwungen waren, auf eine zivile Produktion umzustellen, erlebten die Stahlhäuser eine kleine Renaissance: Zwischen 1947 und 1953 fertigte MAN 230 Stahlhäuser in vier unterschiedlichen Grundrisstypen.

Die im MAN-Werk vorgefertigten Wandelemente wurden auf gemauerte Fundamente gesetzt und mit Stahlrahmenkonstruktionen verschraubt. Zwischen den äußeren Stahlblechen und den Hartfaserplatten innen befindet sich eine Dämmung mit Glasfasermatten, deren Isolierwert einer 80 cm dicken Ziegelwand gleichgekommen sei, wie es in damaligen Werbebroschüren hieß. Die Stahlwände erhielten auf der Außenseite einen Anstrich aus Ölfarbe.


Eines dieser Häuser wurde 1952 für den Sport- und Jugendleiterschuldirektor Hermann Ertle und dessen neunköpfige Familie in Stuttgart erbaut. Wie etwa 40 weitere MAN-Stahlhäuser hat auch dieses Gebäude die Jahrzehnte überdauert.


Bereits 2017 wurde das Fertighaus von unseren Facharbeitern restauriert und anschließend in das Hohenloher Freilandmuseum transloziert. Eine ganz andere Herausforderung, wie Vorarbeiter Jochen Christ erzählt: „Ich weiß genau, wie ein Fachwerkhaus aufgebaut ist. Aber das hier ist etwas anderes: Alles ist verschraubt und mit Farbe zugeschmiert. Da muss ich mich erst neu orientieren.“

Mit Hilfe der Originalpläne der Firma MAN wurde jedes der rund 1500 Einzelteile, in die das Gebäude zerlegt werden sollte, fotografiert, mit einer Nummer versehen und in die Pläne eingezeichnet, damit der originalgetreue Wiederaufbau gewährleistet werden konnte. Allein zwei Wochen dauerte es, das hölzerne Interieur zu demontieren, zu katalogisieren und zu verpacken.


Im Hohenloher Freilandmuseum wurde das Fertighaus in seinen ursprünglichen Zustand von 1950 zurückversetzt und erzählt nun die Geschichte von den Anfängen des Fertighausbaus sowie vom Wohnen in der Nachkriegszeit.


Die Eröffnung des MAN-Fertighauses findet am 19. September um 11 Uhr statt. Nähere Infos unter Freilandmuseum Wackershofen.

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