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Wohnen aus dem Versandkatalog

Das Quelle-Fertighaus im Freilichtmuseum am Kiekeberg wird eröffnet.


Im Jahr 1962 nahm der Versandhauskonzern Quelle auch Fertighäuser in sein Sortiment auf. Sie waren durch die eigene Projektabteilung, die „Quelle-Fertighaus-GmbH“, entwickelt worden und zeichneten sich durch eine moderne Form, funktionale Grundrisse und eine kurze Bauzeit aus. Das „Wohnerlebnis“ und ein gestalterischer Anspruch standen in den 110 m2 großen Häusern im Mittelpunkt.


Zudem spiegeln die Häuser den Einfluss US-amerikanischer Vorstädte auf die bundesdeutsche Wohnkultur wider. Bürgermeister deutscher Kleinstädte kamen von Reisen in die USA zurück und wollten plötzlich Baugebiete mit dieser Form eines modernen Wohnens auch in ihrer Stadt: Die Zukunftseuphorie der 60er Jahre manifestierte sich auch in architektonischer Hinsicht.


Für das Quelle-Fertighaus war ursprünglich eine wetterfeste, mit Aluminiumblech verkleidete und mit Kunstharz gestrichene Fassade vorgesehen – welche aber letztendlich nur einige der Musterhäuser erhielten. Bei den übrigen Häusern kamen für die Außenwände Holzspanplatten zur Verwendung. Diese leisteten zwar beim Innenausbau nützliche Dienste, hatten jedoch als Außenmaterial aufgrund eines ungenügenden Kantenschutzes die unangenehme Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzusaugen, dann aufzuquellen und sich schließlich recht schnell zu zersetzen.


Nach langen und zähen Auseinandersetzungen mit einigen Bauherren zeigte sich Quelle bereit, die Fassaden von 70 Fertighäusern nachzubessern und diese mit zusätzlichen Holz- bzw. Aluminiumverkleidungen zu versehen.


Endgültig aus dem Programm genommen wurden die Sperrholz-Außenwände dann Mitte 1964: Fortan wurde eine deutlich bessere Außenhaut geliefert, die sich in der Branche bereits als wetterfest bewährt hatte: Asbestzementplatten.


Geändert wurde auch der Preis: Statt ursprünglich 49.800 Mark kostete der verbesserte Typ 100 mit Flachdach nunmehr 66.500 Mark. Dies war durchaus beachtlich, entsprach es doch in etwa den damaligen Herstellungskosten für ein massiv gebautes Haus in vergleichbarer Größe.


Das Quelle-Fertighaus vom Kiekeberg ist ein ehemaliges Musterhaus aus dem Jahr 1966. Zwei Jahre später zogen dort Walter und Gisela Gröll mit ihren drei Söhnen ein. Erst 2018 ging das Haus von der Familie in den Besitz des Freilichtmuseums über. Im Sommer 2019 wurde das Gebäude von uns aus Winsen an der Luhe in das Freilichtmuseum am Kiekeberg transloziert und anschließend wurde es bis Sommer 2021 restauriert. Es wird – unter Verwendung von originaler Ausstattung der Familie Gröll – dort zukünftig das Leben in den 70er Jahren darstellen und somit einen wichtigen Teil zum Bau- und Forschungsvorhaben „Königsberger Straße – Heimat in der jungen Bundesrepublik“ beitragen.


Die Eröffnung ist für den 24. September 2021 um 15 Uhr vorgesehen.

Weitere Infos unter: www.kiekeberg-museum.de

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