Häufig berichten wir von Restaurierungsprojekten, bei denen die Umsetzung scheinbar nicht vorankommt und die Gebäude unverändert bleiben. Der Grund dafür liegt oft in der umfangreichen und komplexen Planungsphase, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann. Am Beispiel des Fuggerschlosses in Boos möchten wir zeigen, welche Schritte notwendig sind, bevor mit der eigentlichen Restaurierung begonnen werden kann.
Bereits 2020 berichteten die Medien, dass wir ein Konzept zur Restaurierung des zunehmend verfallenden Fuggerschlosses erarbeitet haben, um das historische Gebäude wieder in voller Pracht erlebbar zu machen. Geplant war eine Nutzung mit Wohnungen in den Obergeschossen und Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. In den folgenden Monaten wurde der Entwurf konkretisiert: Es entstanden Pläne für 28 Wohneinheiten und sechs Gewerbeeinheiten, ergänzt durch ein Konzept zur Erhaltung und Restaurierung der Kapelle sowie deren Finanzierung.
Untersuchung und Planung: die Grundlage jeder Restaurierung
Bevor der Entwurf ausgearbeitet werden konnte, war eine intensive Untersuchung des Gebäudes erforderlich. Das Ensemble wurde mittels 3D-Laserscanning vermessen und detaillierte Bestandspläne erstellt. Im Rahmen der Schadenskartierung wurden alle Bauteile genau geprüft und größere Schäden durch Sicherungsmaßnahmen stabilisiert. Zusätzlich wurden Materialproben analysiert, Bodenuntersuchungen durchgeführt und ein Artenschutzgutachten erstellt.
Da das Gebäude aufgrund neuer Nutzlasten und Materialermüdung besonderen statischen Anforderungen genügen muss, wurde ein gebäudetypologisches statisches Konzept entwickelt. Parallel dazu entstand ein komplexes Brandschutzkonzept, das eng mit dem Entwurf abgestimmt wurde und teilweise Sonderlösungen erforderte. Die Planung der technischen Gebäudeausstattung war ebenfalls ein zentraler Bestandteil: Sie musste vollständig neu konzipiert, an den Bestand angepasst und auf mögliche Kollisionen überprüft werden.
Auch die Außenanlagen – bei einer Grundstücksfläche von fast 6000 m² – erforderten eine detaillierte Planung. Dabei wurde stets der Denkmalwert des Gebäudes berücksichtigt, weshalb alle Maßnahmen mit den zuständigen Behörden abgestimmt wurden. Die Finanzierung nahm ebenfalls viel Zeit in Anspruch, insbesondere die Beantragung von Fördermitteln.
Präzise Planung als Erfolgsgrundlage
Um Sicherheit bei den Kosten zu gewährleisten, erstellten wir eine vollständige Werk- und Detailplanung. Diese dokumentiert sämtliche Maßnahmen der Restaurierung und dient später als Grundlage für die ausführenden Handwerker. Ebenso wurde ein detaillierter Bauablaufplan entwickelt, in dem alle Gewerke zeitlich aufeinander abgestimmt sind. Da nicht alle handwerklichen Arbeiten intern ausgeführt werden können, erstellten wir umfangreiche Leistungsverzeichnisse für die Vergabe.
Startschuss für die Bauphase
Nach dieser intensiven Vorbereitung sind wir nun gut gerüstet und stehen in den Startlöchern. Der Beginn der Bauarbeiten ist für Anfang 2025 geplant. Wir freuen uns auf eine spannende und herausfordernde Restaurierungsphase, die das Fuggerschloss zu neuem Leben erwecken wird.
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